

Mindestens ein Toter bei heftigen russischen Luftangriffen auf Kiew und Odessa
Die russische Armee hat die Ukraine in der Nacht zu Dienstag erneut mit heftigen Luftangriffen überzogen. Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko sprach am frühen Dienstagmorgen im Onlinedienst Telegram von einem anhaltenden "massiven Angriff auf die Hauptstadt" und rief die Einwohner von Kiew auf, in den Schutzräumen zu bleiben. Aus Odessa wurden mindestens ein Toter und vier Verletzte gemeldet. Der ukrainische Präsidialbüroleiter Andrij Jermak forderte nach den Angriffen weitere Sanktionen gegen Russland.
Im Zentrum der ukrainischen Hauptstadt hörte ein AFP-Journalist mindestens ein Dutzend Explosionen sowie die Geräusche der Flugabwehr und das Summen von Drohnen. Kiews Bürgermeister Klitschko fügte in einem späteren Telegram-Post hinzu, dass "eine neue Ladung von UAVs (Drohnen) in die Hauptstadt fliegt".
Berichten zufolge waren von den Angriffen mindestens sieben Bezirke in Kiew betroffen. Demnach wurden bei den Angriffen vier Menschen verletzt. Zudem seien Häuser und Autos in Brand geraten.
Bei dem Toten in Odessa handelt es sich Regionalgouverneur Oleh Kiper zufolge um einen 59-jährigen Mann, der bei Angriffen auf Wohngebäuden getötet worden sei. Nach Angaben von Kiper wurden bei den russischen Angriffen im Zentrum der südukrainischen Weltkulturerbe-Stadt zudem eine Entbindungsstation und eine medizinische Notaufnahme getroffen.
Der ukrainische Präsidentenberater Jermak warf Russland nach den neuen Angriffen Lügen vor und forderte den Westen zum Handeln auf. "Russland lügt jeden Tag über seinen Wunsch nach Frieden und greift jeden Tag Menschen an", erklärte er bei Telegram. "Es ist Zeit, Sanktionen zu verhängen. Es ist an der Zeit, die Ukraine mit Waffen zu unterstützen."
Weiter sagte Jermak, es sei an der Zeit, "dass alle endlich die Tatsache akzeptieren, dass Russland nur Schläge und keine vernünftigen Worte versteht", erklärte Jermak am Dienstag mit Blick auf die US-Regierung von Präsident Donald Trump.
Derweil teilte die russische Verkehrsbehörde Rosawijatsija mit, dass der Flugbetrieb an dem Flughafen Pulkowo in St. Petersburg vorübergehend eingeschränkt worden sei. Ähnliche Einschränkungen wurden über Nacht für mindestens 13 weitere Flughäfen verhängt. Vier davon, die für die russische Hauptstadt Moskau galten, wurden am Dienstag wieder aufgehoben.
Ukrainische Städte sind fast täglich Ziel russischer Luftangriffe. Bereits in der Nacht zuvor hatten die ukrainischen Behörden eine beispiellose Angriffswelle gemeldet. Nach Angaben aus Kiew wurde die Ukraine in der Nacht zu Montag mit dem größten nächtlichen Drohnenangriff seit Kriegsbeginn überzogen. Die ukrainische Luftwaffe sprach am Montag von 479 Drohnen und zusätzlich 20 Marschflugkörpern. An zehn Orten seien "Einschläge" festgestellt worden.
Die erneuten Angriffe erfolgten eine Woche nach den Waffenruhe-Gesprächen von Istanbul. Trotz der Initiative von US-Präsident Donald Trump sind in dem seit mehr als drei Jahren andauernden russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine bisher alle Bemühungen um eine zumindest befristete Feuerpause gescheitert.
Die einzige konkrete Vereinbarung betraf die Freilassung aller schwer verwundeten oder kranken Kriegsgefangenen und derjenigen unter 25 Jahren. Der am 2. Juni bei den jüngsten Verhandlungen beider Seiten in Istanbul vereinbarte Austausch der Kriegsgefangenen begann nach übereinstimmenden Angaben beider Seiten am Montag. Zur genauen Anzahl der freigelassenen Gefangenen machten jedoch weder Moskau noch Kiew zunächst nähere Angaben.
Die in Istanbul getroffene Absprache sah vor, dass alle verletzten Soldaten und alle unter 25 Jahren ausgetauscht würden, auf jeder Seite mehr als tausend Soldaten. Russland hatte zudem zugesagt, die Überreste von 6000 getöteten ukrainischen Soldaten zu übergeben.
Es wäre demnach der größte Gefangenenaustausch seit Beginn des russischen Angriffskrieges im Februar 2022. In den vergangenen Tagen hatte es jedoch erhebliche Verwerfungen zwischen Russland und der Ukraine über die Details des Austauschs gegeben. Selenskyj erklärte am Montag, es handele sich um einen "ziemlich komplexen Vorgang", die Verhandlungen darüber würden "praktisch Tag für Tag" geführt.
F.Makahilahila--HStB