

Podium ganz nah: Lipowitz als Dritter ins Tour-Finale
In Weiß nach Paris: Florian Lipowitz hat beim großen Ausreißer-Fest in den Bergen des Jura die wohl letzten heiklen Momente bei seiner traumhaften Tour de France überstanden und darf sich auf ein doppeltes Happy End am Sonntag freuen. Der Gesamtdritte und Führende der Nachwuchswertung verteidigte auf der vorletzten Etappe der Frankreich-Rundfahrt seinen komfortablen Vorsprung auf Verfolger Oscar Onley mühelos, der sensationelle Sprung aufs Podium ist ganz nah.
Auf dem hügeligen 20. Teilstück am Samstag geriet Lipowitz' dritter Platz im Gesamtklassement nicht in Gefahr. Sein britischer Konkurrent verzichtete auf Angriffe. Der 24-jährige Ulmer Lipowitz vom deutschen Team Red Bull-Bora-hansgrohe fuhr über sieben Minuten nach Tagessieger Kaden Groves und sechs Sekunden vor Onley (Picnic PostNL) letztlich auf Rang 23 über den Zielstrich in Pontarlier.
Lipowitz trennen nur noch die letzten 132,5 Kilometer nach Paris von der ersten Podestplatzierung eines Deutschen seit dem zweiten Rang von Andreas Klöden 2006. Die Nachwuchswertung hatte zuletzt Ex-Tour-Sieger Jan Ullrich 1998 gewonnen. 1:09 Minuten Vorsprung auf Onley nimmt Lipowitz mit auf den überwiegend flachen Weg in die französische Hauptstadt. Es ist unwahrscheinlich, dass er diesen Vorteil in seiner aktuellen Verfassung noch hergeben wird.
Das gilt auch für Tadej Pogacar, der seinen vierten Gesamtsieg einfahren wird. Der slowenische Titelverteidiger musste keine Attacken seines Dauerrivalen Jonas Vingegaard (Visma-Lease a bike) parieren, angesichts seines Vorsprungs von 4:24 Minuten auf den Dänen ist ihm das Gelbe Trikot so gut wie sicher. Das Berg-Jersey ist Pogacar (UAE Emirates-XRG) bereits nicht mehr zu nehmen, sofern er in Paris ins Ziel kommt. Das gilt auch für den Italiener Jonathan Milan (Lidl-Trek) und das Grüne Sprintertrikot.
Um den Tagessieg scherte sich Pogacar nicht. 7:19 Minuten nach Sieger Groves und knapp hinter Lipowitz rollte der 26-Jährige als 32. ins Ziel, die Etappe überließ der Superstar den vielen aktiven Ausreißern. Von diesen war letztlich Groves der stärkste. Der 26-Jährige vom Team Alpecin-Deceuninck setzte sich nach 184,2 Kilometern mit vier gewerteten Anstiegen durch, die letzten 17 davon als Solist. Nach Etappensiegen bei Giro (2) und Vuelta (7) machte Groves das Triple bei allen drei großen Landesrundfahrten perfekt. Zweiter wurde der Niederländer Frank van den Broeck (Picnic PostNL/54 Sekunden zurück) vor seinem Landsmann Pascal Eenkhoorn (Soudal Quick-Step/+59).
Lipowitz ist der erste deutsche Fahrer seit Dietrich Thurau vor 48 Jahren, der das Weiße Trikot nach Paris tragen wird. Auf der letzten Etappe der diesjährigen Tour von Mantes-La-Ville nach Paris dürfte der Jungstar auf der Schlussetappe nicht mehr in Schwierigkeiten geraten und seinen Vorsprung im Kampf um Platz drei und die Nachwuchswertung ins Ziel auf den Champs Élysées bringen.
Bei der Rückkehr des Tour-Finals nach Paris - im Vorjahr endete das Rennen aus olympischen Gründen in Nizza - müssen die Profis allerdings noch dreimal den Künstlerhügel Montmartre überqueren, der bei den Sommerspielen 2024 für wundervolle Bilder gesorgt hatte. Insgesamt fünf Bergwertungen machen aus dem einst entspannten einen unangenehmen Abschluss, der etatmäßige Sprint Royal auf der Pariser Prachtstraße ist diesmal nicht gesetzt.
F.Kawika--HStB